Paramount vs. Netflix: Politische Bieterschlacht um Warner Bros.
Der am Freitag verkündete Kauf des Film- und Medienkonzerns Warner Bros. Discovery (WBD) durch Netflix ist noch nicht in trockenen Tüchern. Nachdem US-Präsident Donald Trump die Vereinbarung am Sonntag jedoch infrage gestellt hatte, legte nun Konkurrent Paramount Skydance ein neues Angebot. Die Übernahmeschlacht hat auch eine politische Komponente: Der Vater des neuen Paramount-Chefs David Ellison, Oracle-Gründer Larry Ellison, gilt als enger Vertrauter von Trump.
Im neuen Paramount-Angebot von Montag wird WBD mit 108,4 Mrd. Dollar (93,1 Mrd. Euro) bewertet. Paramount-Chef David Ellison rief die Aktionäre von Warner Bros. Discovery auf, das "überlegene Barangebot" zu prüfen. Netflix hatte am Freitag die geplante Übernahme von WBD für fast 83 Mrd. Dollar (71,3 Mrd. Euro) bekanntgegeben.
Paramount Skydance will Warner Bros. Discovery inklusive der Fernsehsender CNN, TNT, TBS und Discovery übernehmen, Netflix ist laut Medienberichten nur an der Produktion und der Streamingsparte interessiert, die TV-Sender sollen zuvor ausgegliedert werden.
Paramount bezeichnete das Netflix-Angebot in seiner Erklärung als "minderwertig und unsicher". "Wir sind wirklich hier, um das zu Ende zu bringen, was wir begonnen haben", sagte Paramount-Chef Ellison dem Sender CNBC.
Trump hatte am Sonntag seine Zweifel an der geplanten Netflix-Übernahme geäußert. Netflix habe bereits "einen sehr großen Marktanteil", so Trump bei seiner Ankunft zu einer Gala im Kennedy Center in Washington. "Das könnte ein Problem sein." Mit Blick auf die kartellrechtliche Prüfung des Geschäfts fügte der Präsident hinzu, er werde "an dieser Entscheidung beteiligt sein".
Ob es Trump wirklich um Marktdominanz geht, wird zumindest bezweifelt. CNN, der oft kritisch über Trump berichtet, ist dem Präsidenten ein Dorn im Auge. In den USA wurde vielfach spekuliert, das Weiße Haus könne deshalb an einem Erfolg der Ellison-Familie interessiert sein. Beim Paramount-Sender CBS gab es nach dem Kauf Änderungen in der Nachrichtenredaktion.
Nachdem die CBS-Sendung "60 Minutes" am Sonntag ein Interview mit der ins Lager der Trump-Kritiker gewechselten republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene ausgestrahlt hatte, schimpfte Trump, die neuen Eigentümer seien auch nicht besser als die alten.
Skydance hatte Paramount Global im Sommer für 8,4 Mrd. Dollar (rund 7,2 Mrd. Euro) übernommen. Vor dem Deal zahlte der Mutterkonzern des US-Senders CBS in einem Rechtsstreit mit US-Präsident Trump wegen eines Interviews 16 Millionen Dollar (13,55 Mio. Euro), die einer künftigen Präsidentenbibliothek Trumps zugutekommen sollen. Zudem schaffte Paramount seine Initiativen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion ab. Die US-Kommunikationsbehörde (FCC) gab im Juli grünes Licht.
Der Name David Ellison war bis dahin weitgehend unbekannt, weit bekannter ist sein Vater, Oracle-Gründer Larry Ellison – kurzzeitig der reichste Mensch der Welt und seit Jahren ein Verbündeter von Trump. Dieser wiederum dürfte in naher Zukunft eine zentrale Rolle in einem anderen Megadeal spielen, nämlich beim Verkauf des US-Geschäfts von TikTok.
Warner Bros. hält unter anderem die Filmrechte an der "Harry Potter"-Reihe und "Game of Thrones", dazu kommen die "DC Comics"-Superhelden wie Superman und Batman. Daneben betreibt das Unternehmen den Kabelsender HBO und die Streamingplattform HBO Max.
Eine Fusion von Netflix und Warner Bros. wird aber auch von Analysten kritisch gesehen. Die Überlappungen im Streaminggeschäft seien groß, betonten die Experten des Research-Hauses Morningstar. Wenn Netflix die Film- und Serienbibliothek wie erwartet in sein Angebot integriere, werde der kombinierte Umsatz sinken. Denn Nutzer benötigten nur noch ein einziges statt wie bisher zwei separate Abonnements. Zusammengerechnet käme Netflix dann weltweit auf etwa 430 Millionen Nutzer und Nutzerinnen.