In der ersten Ausgabe des ORF-Diskussionsformats „Ein Ort am Wort“ war der ORF Vorarlberg im Gasthaus Kornmesser in Bregenz zu Gast. Das Publikum diskutierte gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt über die City-Maut. Und dabei zeigte sich, dass das Projekt nicht bei allen auf Zustimmung stößt.
Dass die Landeshauptstadt ein Verkehrsproblem hat, dabei waren sich alle Podiumsteilnehmerinnen und Podiumsteilnehmer einig. Doch nicht für alle ist die geplante City-Maut eine Lösung, um das Verkehrsproblem in Bregenz in den Griff zu bekommen.
Unternehmerin Martina Zimmermann glaubt, dass die City-Maut Konsumenten oder Besucher der Bregenzer Innenstadt zusätzlich abschrecken könnte. Das würde man bereits bei den Parkgebühren sehen: „Die Schaffung von Parkplätzen, auch in den Randbereichen der Innenstadt, finde ich sehr begrüßenswert, weil es doch Menschen anlockt. Auf der anderen Seite schreckt es auch viele Menschen ab, dass sie bis um 23.00 Uhr in der Nacht bezahlen müssen“, weiß Zimmermann. Die Parkgebühren seien „ein grober Einschnitt“ in die Gastronomielandschaft, auch das Flanierpublikum werde davon abgeschreckt, ist Zimmermann überzeugt.
„Der Konsument hat das Gefühl, man will ihn nicht. Ich habe überall hohe Kosten und man hat das Gefühl, ich muss mich überall registrieren, damit ich von den Gebühren befreit bin“, bedauert die Unternehmerin.
Ritsch hingegen weist darauf hin, dass der Seeparkplatz als meistbesuchter Parkplatz der Landeshauptstadt seit Jahren bis 23.00 Uhr kostenpflichtig ist. „Der Parkplatz ist durchgehend immer voll ausgenutzt und niemand denkt darüber nach, dass wenn er nach Dornbirn in die Tiefgarage fährt, dass er dort 24 Stunden Parkgebühren bezahlen muss“, kontert Ritsch. „Die Anrainer, die in der Innenstadt wohnen, haben ein Recht darauf, dass wenn sie am Abend nach Hause kommen, dass sie mit ihrer Parkkarte auch einen Parkplatz finden“, sagt Ritsch weiter.
Die gesamte Diskussion über die Citymaut in Bregenz können Sie auf ORF ON nachsehen und auf ORF Sound nachhören.
Eine ausführliche Zusammenfassung gibt es am Donnerstag in „Vorarlberg heute“ und in den ORF Radio Vorarlberg-Nachrichten.
Auch Sagmeister ist davon überzeugt, dass Bregenz ein Verkehrsproblem hat. „Bregenz hat aber noch viel mehr die Herausforderung, dass wir hauptsächlich über den Verkehr jammern und den Verkehr über alles stellen“, sagt Sagmeister. Bei der geplanten City-Maut ortet Sagmeister vor allem ein Kommunikationsproblem: „Die meisten Leute verstehen es falsch und meinen schon, dass man nicht mehr will, dass sie in die Stadt fahren.“ Auch ein Gutscheinsystem wäre Sagmeister zufolge „nur ganz schwer zu kommunizieren“.
Sagmeister will daher lieber einer anderen Stadt in Österreich den Vortritt lassen. Er glaubt, dass es andere Maßnahmen gibt, um das Verkehrsproblem in Bregenz in den Griff zu bekommen. „Das heißt aber natürlich nicht, dass man nicht über die City-Maut diskutiert, denn natürlich wollen wir auch andere Angebote schaffen“, sagt Sagmeister weiter und verweist auf eine Verbesserung beim Bregenzer Bahnhof. "Wir haben auch eine Pipeline, von der man vom Leiblachtal hereinfahren kann, das hilft auch , den Autoverkehr zu beschränken.
Wo genau eine Mautzone entstehen soll, weiß Ritsch noch nicht. Es handle sich vorerst um „eine Vision“. „Bregenz hat das große Glück, dass wir nur vier Stadteinfahrten haben – eine von Lochau, eine nach Hard, eine nach Lauterach, eine nach Kennelbach“, so Ritsch. Allerdings handelt es sich dabei um Landesstraßen. Eine Maut wäre Ritsch zufolge also nur umsetzbar, „wenn das Land Vorarlberg“ das auf ihren Straßen macht.
„Auch ich bin natürlich froh, wenn das andere Städte zuerst einmal machen“, sagt Ritsch. Stauprobleme in Bregenz gebe es nur zu gewissen Zeiten. „Bei 70 oder 80 Prozent der Tageszeit kann man in Bregenz nicht von Stau reden“, betont der Bürgermeister und spricht gleichzeitig „von Jammern auf hohem Niveau“.
Ritsch will sich daher zuerst die gesetzlichen Rahmenbedingungen ansehen. „Ohne Wirtschaftsgemeinschaft und ohne Stadtmarketing wird die Politik diese Entscheidung nicht treffen“, versichert der Bürgermeister.