Nach schweren Missbrauchsvorwürfen gegen ein SOS-Kinderdorf in Kärnten rückt jetzt auch das SOS-Kinderdorf in Imst in den Fokus. Dort soll es im Sommer 2021 ebenfalls Missstände gegeben haben. Es folgte laut der Organisation eine umfassende Aufarbeitung – zumindest intern.
Unterschiedliche Formen von Gewalt und Fehlverhalten von Führungskräften: So lautete damals der Vorwurf in dem Kinderheim in der Bezirkshauptstadt Imst. Nähere Details wollte man zum Schutz der Betroffenen nicht nennen, wie das SOS Kinderdorf auf Nachfrage schriftlich gegenüber dem ORF Tirol wissen ließ.
Damals seien die Vorkommnisse unter externer Begleitung durch das Institut für Männer- und Geschlechterforschung aufgearbeitet worden. Die Ergebnisse der Studie wurden – ebenfalls aus Gründen des Opferschutzes – nicht veröffentlicht. Die Organisation betonte, die nötigen Maßnahmen gesetzt zu haben. Es soll zur Trennung von Führungskräften und zu personellen wie strukturellen Änderungen gekommen sein.
Der Sachverhalt wirft jedenfalls viele Fragen auf: Die Kinder- und Jugendhilfe des Landes teilte mit, dass man seitens des SOS-Kinderdorfs Imst im Jahr 2021 über verbal-pädagogisches Fehlverhalten informiert wurde. Dieses Verhalten habe zu einer fristlosen Entlassung des Mitarbeiters geführt.
Zudem wurde über gesetzte Qualitätssicherungsmaßnahmen zum Kindeswohl und zu Aufarbeitungsprozessen berichtet. Weitere Fälle seien dem Land Tirol nicht bekannt. Bei der Staatsanwaltschaft gingen offenbar keine Anzeigen ein – auf Nachfrage wusste man von nichts.
Das Kinderdorf betonte außerdem, dass Fehler und Verletzungen des Kinderschutzes in einem so sensiblen Arbeitsumfeld nie zu 100 Prozent vermeidbar wären. Man habe seit dem Jahr 2023 außerdem mehrere Schritte gesetzt, um Risiken frühzeitig zu erkennen.
Die Wiener Wochenzeitung „Falter“ hatte am Dienstag über schwere Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf in Moosburg bei Klagenfurt berichtet. Kinder und Jugendliche sollen über Jahre hinweg misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein.
Die Causa sei unter den Teppich gekehrt worden. Nach den schweren Vorwürfen kündigte die Institution am Mittwoch eine „externe Evaluierung der Aufarbeitungsprozesse“ an – mehr dazu in SOS-Kinderdorf kündigt Aufarbeitung an (kaernten.ORF.at).