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16.500 Hitzetote durch Klimawandel in Europa

16.500 Hitzetote durch Klimawandel in Europa

Der Temperaturanstieg infolge des Klimawandels ist laut einer aktuellen Modellrechnung in diesem Sommer für rund 16.500 Todesfälle in europäischen Städten verantwortlich. Damit sei die Erderwärmung ursächlich für fast 70 Prozent der geschätzt 24.400 Hitzetoten in 854 Städten.

Die von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Imperial College in London und der London School of Hygiene and Tropical Medicine durchgeführte Studie wurde noch nicht im Peer-Review-Verfahren durch mehrere Fachexperten unabhängig voneinander überprüft. Sie soll einen schnellen Überblick über die durch den Klimawandel verursachten Todesfälle geben.

Die Klima- und Gesundheitsforscher wollen mit ihrer Arbeit auf die Todesopfer während Hitzewellen aufmerksam machen, noch bevor offizielle Daten dazu veröffentlicht werden. In Ländern wie Spanien, Portugal und Großbritannien war es der heißeste Sommer seit Beginn der der Aufzeichnungen. Die Studie umfasst nur einen Teil Europas, einige Regionen wie der Balkan wurden nicht berücksichtigt.

Der Studie zufolge sind in Rom 800 Todesfälle in diesem Sommer auf den Klimawandel zurückzuführen, in Athen 600 und in Paris 400. Mehr als 85 Prozent der Opfer waren älter als 65 Jahre.

Der Klimawandel – allem voran durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Abholzung von Wäldern befeuert – führte zu einem Temperaturanstieg von durchschnittlich 2,2 Grad Celsius, in einzelnen Fällen um bis zu 3,6 Grad Celsius in den untersuchten Städten. Das Team kombinierte in seinen Berechnungen die klimabedingten Temperaturveränderungen mit epidemiologischen Daten dazu, bei welchen Temperaturen das Sterberisiko wie stark zunimmt.

„Es reicht schon, wenn die Hitzewellen um zwei bis vier Grad Celsius heißer sind, damit Tausende Menschen sterben“, sagte einer der Autoren der Studie, Garyfallos Konstantinoudis. „Es mag nicht viel klingen, aber unsere Studie zeigt, dass schon Verschiebungen der Sommerhitze um nur wenige Grad für Tausende Menschen über Leben und Tod entscheiden können“, so Clair Barnes vom Imperial College London.

Vor allem für die schnell alternde Bevölkerung Europas stelle Hitze eine zunehmende Bedrohung dar, warnen die Forscher. Menschen über 65 Jahren machten etwa 85 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle aus. Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent und werde weiterhin immer heißere Sommer erleben, bis fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Die Forscher warnen, dass dies das Leben älterer Menschen gefährden und die Gesundheitssysteme belasten werde.

Es sei derzeit unmöglich, „Echtzeitstatistiken zu erhalten“, erklärte die als Co-Autorin an der Studie beteiligte Klimatologin Friederike Otto vom Londoner Imperial College. Die Schätzungen lägen aber „im Rahmen“. Der auf die Erforschung der Erdatmosphäre spezialisierte Wissenschaftler Akshay Deoras von der Universität Reading erklärte, die für die Studie verwendeten Methoden seien „wissenschaftlich fundiert“. Es handle sich um „vorsichtige“ Schätzungen. „Die tatsächliche Zahl der Todesfälle könnte sogar noch höher sein.“

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