Wohngebäude und Infrastruktur: Intensive Angriffswelle auf Kiew
In der Nacht auf Freitag hat es heftige russische Luftangriffe mit Hunderten Drohnen und Raketen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und dortige wichtige Infrastruktureinrichtungen gegeben. "Die Luftabwehrkräfte sind in Kiew im Einsatz. Ein massiver Angriff des Feindes auf die Hauptstadt", sagte der Kiewer Bürgermeister Witali Klitschko in den frühen Morgenstunden. Nach Angaben von Rettungskräften starb eine Person, mindestens 15 Menschen wurde verletzt.
Teile des Heizungsnetzes, eine medizinische Einrichtung und ein Verwaltungsgebäude wurden Klitschko zufolge beschädigt. In einigen Gebäuden funktioniere die Heizung nicht. Auch bei der Strom- und Wasserversorgung könne es Probleme geben. Nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung zielten Raketen und Drohnen auf wichtige Infrastruktureinrichtungen in Kiew.
"Die Russen greifen Wohngebäude an", erklärte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Tymur Tkaschenko, in Onlinenetzwerken. Fast jeder Bezirk sei von den Angriffen betroffen. In den frühen Morgenstunden waren Berichten zufolge mehrere Explosionen zu hören. Laut der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine wurden aus nahezu allen Bezirken der Millionenmetropole Schäden gemeldet. Es sollen diverse Feuer in Wohngebäude ausgebrochen ein.
In sozialen Medien verbreitete Bilder zeigen mehrere Orte in Flammen. Bewohner und Bewohnerinnen versammelten sich in von Trümmern übersäten Straßen vor den Wohngebäuden. Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, in den Schutzräumen zu bleiben.
Russland verstärkte in den vergangenen Monaten die Angriffe auf Kiew. Es nimmt dabei vor allem die ukrainischen Energieanlagen und das Eisenbahnnetz ins Visier, aber auch Wohngebiete.
Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk wurden ebenfalls Freitagfrüh nach Behördenangaben drei Wohnhäuser, ein Öldepot und Küstenanlagen beschädigt. Drohnenteile hätten drei Wohnungen getroffen und Fenster zerschlagen, teilte der operative Stab der Region Krasnodar auf Telegram mit. Es gebe jedoch keine Verletzten.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass Luftabwehrkräfte in der Nacht 216 ukrainische Drohnen abgeschossen oder abgefangen hätten. Der Gouverneur der russischen Region Saratow sagte, dass die Drohnenangriffe zivile Infrastruktur beschädigt hätten, während der Leiter der Region Wolgograd erklärte, dass die Luftabwehr einen nächtlichen Drohnenangriff auf die Energieinfrastruktur abgewehrt habe.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) empfängt indes am Freitag Kollegen und Kolleginnen aus vier NATO-Staaten – Frankreich, Italien, Großbritannien und Polen – zu Gesprächen über die Ukraine in Berlin. Auch EU-Außenbeauftragte wird am Treffen dieser "Group of Five" teilnehmen. Der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal wird sich zuschalten. Sie sollen über die Stärkung von Sicherheit und Verteidigung in Europa und die Lage in der Ukraine beraten.