Fußball-WM: ÖFB-Gruppe lässt Herzen höher schlagen
Mehr Weltmeisterschaft geht für Österreichs Fußballnationalteam bei seinem Comeback nach 28 Jahren Pause nicht: Die Auslosung bescherte Rot-Weiß-Rot den südamerikanischen Titelverteidiger Argentinien, gegen die Nordafrikaner aus Algerien wartet ein Duell mit der eigenen Geschichte und das Auftaktspiel gegen den asiatischen WM-Debütanten Jordanien bringt eine Premiere. "Wir können es kaum erwarten, dass es losgeht", sagte Ralf Rangnick. Am Samstag (ab 17.55 Uhr, live in ORF1) erfährt der ÖFB-Teamchef Spielorte und -termine.
Denn nach der Show ist vor der Show: FIFA-Präsident Gianni Infantino wird mit Legenden wie Ronaldo, Francesco Totti, Hristo Stoichkov und Alexi Lalas den finalen Spielplan im Detail bekanntgeben. Bei der pompösen Auslosungsgala am Freitag in der US-Hauptstadt Washington mit Auftritten von US-Präsident Donald Trump dauerte es bereits eineinhalb Stunden, ehe die Töpfe wirklich geleert wurden. Aus österreichischer Sicht zahlte sich das Warten aber letztlich aus.
"Ich bin froh, dass wir lauter Gegner bekommen haben, gegen die wir noch nie gespielt haben in den letzten drei, vier Jahren. Dass wir keinen europäischen Gegner haben, finde ich auch gut. Positiv ist auch, dass wir erst am 16. Juni starten, dadurch haben wir genügend Zeit, uns zu akklimatisieren", sagte Rangnick im ORF und kehrte Vorteile hervor.
Überhaupt lässt die WM-Gruppe Österreichs Herzen höher schlagen. "Wir freuen uns riesig, das ganze Land ist in einer Fußballeuphorie. Wir fliegen morgen oder übermorgen in die Region, um Quartiere anzuschauen", so Rangnick, der mit der Detailvorbereitung beginnen kann – sowohl was Gegner als auch Basecamp betrifft.
Klar ist, dass Österreich am 16. Juni gegen Jordanien beginnen wird, am 22. Juni auf Argentinien und am 27. Juni auf Algerien treffen wird, die potenziellen Arenen liegen in Kansas City (Missouri), Arlington nahe Dallas (Texas) und Santa Clara nahe San Francisco (Kalifornien).
Je nachdem, wo Österreich dann letztlich spielen wird, wird sich die ÖFB-Delegation um Quartiere umsehen. "In den nächsten Tagen geht es darum, das bestmögliche Quartier zu bekommen, sich Hotels und Trainingsmöglichkeiten anzuschauen", sagte auch Sportdirektor Peter Schöttel, der bei der bisher letzten WM-Teilnahme 1998 noch als Spieler aktiv war. Damals scheiterte man gegen Kamerun (1:1), Chile (1:1) und Italien (1:2) in der Vorrunde. "Ich bin sehr zufrieden, dass wir keinen Gegner aus Europa haben, sondern Mannschaften, gegen die wir schon lange nicht mehr oder noch gar nicht gespielt haben."
Wohl auch, weil sich in Europa in den vergangenen Jahren letztlich herumgesprochen hat, wie Österreich spielt und was zu tun ist, um entsprechend Probleme zu bereiten. Auch die Spieler haben die Auslosung wohlwollend zur Kenntnis genommen. Kapitän David Alaba betonte: "Das ist eine sehr spannende Gruppe mit sehr interessanten Gegnern. Argentinien ist sicher der schwerste Gegner, Algerien ist glaube ich auch sehr tough, eine sehr gute Mannschaft, und Jordanien ist schwierig einzuordnen, aber sicher verdient dabei und auch kein einfacher Gegner. Aber wir kennen unsere Stärken und Qualitäten."
Christoph Baumgartner macht keinen Hehl daraus, auf welches Spiel er sich am meisten freut: "Gegen Lionel Messi in seiner wahrscheinlich letzten WM, das ist für uns etwas Besonderes. Da freuen wir uns sehr. Ich glaube, dass die Gruppe für uns machbar ist. Wir müssen auf Topniveau performen und freuen uns extrem, wenn es losgeht." Von ihren jüngsten zehn Länderspielen haben die Argentinier um Messi und Co. acht gewonnen, die Südamerika-Quali gewann man souverän.
Mit Algerien verbindet Österreich ein Stück WM-Geschichte. Beim Turnier 1982 in Spanien besiegte die ÖFB-Auswahl die Nordafrikaner im Gruppenspiel in Oviedo dank Toren von Walter Schachner und Hans Krankl mit 2:0. Vier Tage später schlossen die Österreicher beim 0:1 gegen Deutschland einen Nichtangriffspakt, durch den auf Kosten der Algerier beide Teams weiter waren. Das Spiel ging als "Schande von Gijon" in die Annalen ein. Auch in Algerien, das damals seine WM-Premiere gefeiert hatte, hat man es nicht vergessen.
Der größte WM-Erfolg gelang Algerien 2014, als man ins Achtelfinale vordrang. Ihre Qualifikationsgruppe mit wenig namhaften Gegnern gewannen die Nordafrikaner souverän. 2019 führte der frühere Manchester-City-Star Riyad Mahrez sein Land zum zweiten Mal zum Titel beim Afrikacup. Teamchef ist der frühere Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic, der sein Amt im Februar 2024 angetreten hat – seither verlor Algerien nur zwei von 20 Partien.
Jordanien erlebt die wohl beste Phase seiner Fußballhistorie. Beim Asiencup waren die Jordanier 2024 erstmals ins Finale eingezogen. Jordanien hatte die erste Phase der WM-Qualifikation als Gruppensieger vor Saudi-Arabien überstanden, in der finalen reichte Gruppenrang zwei hinter Südkorea zur ersten WM-Teilnahme. Die Jordanier werden am 16. Juni gegen das ÖFB-Team die erste WM-Partie ihrer Geschichte bestreiten. Als Teamchef fungiert seit Sommer 2024 Jamal Sellami, der zuvor ausschließlich in seiner Heimat Marokko als Trainer tätig war.
ORF-Experte Roman Mählich zeigte sich in der ZIB2 indes optimistisch: "Die Chancen stehen gut, weil durch den geänderten Modus und die größere Teilnehmeranzahl bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr sehr viele Mannschaften allein arithmetisch die nächste Runde erreichen. Das heißt, mit einem dritten Platz, das geht sich immer aus mit drei Punkten, werden die Österreicher durch sein. Und diese drei Punkte, da bin ich überzeugt, holen sie im ersten Spiel gegen Jordanien."
Über die Gruppengegner sagte der frühere Sturm-Graz-Spieler: "Also Argentinien kennt man, das ist jetzt kein Geheimnis. Algerien hat eine souveräne Qualifikation gespielt und mit Riyad Mahrez einen, der lange Zeit bei Manchester City gespielt hat. Jordanien ist auch für mich komplett unbekannt. Die haben sich zwar auch souverän qualifiziert fürs Turnier, aber natürlich gegen Mannschaften, wo das ja nicht allzu viel Aussagekraft für die Österreicher hat", so Mählich, der wie Schöttel 1998 bei Österreichs bisher letzten WM-Endrunde dabei war.