100 Jahre Weltspartag: Sparefroh hat noch nicht ausgedient
Der von Banken initiierte Weltspartag wurde am 31. Oktober vor 100 Jahren erstmals gefeiert. Zwar datiert die Gründungsinitiative von 1924, begangen wurde er aber erstmals ein Jahr später. Seine Hochphase hat der Weltspartag längst überschritten, doch nach wie vor wird er von den Banken hochgehalten und beworben – zumindest in Österreich, wo klassische, aber zugleich wenig gewinnbringende Sparprodukte immer noch die beliebteste Veranlagungsform sind.
An der Gründungsinitiative waren 29 Länder beteiligt, darunter auch Österreich. Ziel war es, der Bevölkerung den Umgang mit Finanzen näherzubringen und sie zum Sparen zu motivieren. Vor allem Arbeitern und der Mittelklasse sollte die Geldanlage und die Möglichkeit eines kleinen Vermögensaufbaus schmackhaft gemacht werden.
Richtig Fahrt nahm die Initiative erst in den 1950er Jahren auf, nachdem sich die Bevölkerung und Wirtschaft vom Schock des Zweiten Weltkriegs einigermaßen erholt hatten. Rückenwind erhielt die österreichische Sparkultur damals vor allem von der Einführung des Schul- und Jugendsparens 1949 sowie durch zahlreiche neu gegründete Sparvereine.
Die Werbefigur Sparefroh sorgte für eine weitere Belebung des Weltspartags. Er sollte nicht nur, aber vor allem Kindern den Wert des Sparens näherbringen. Die Werbefigur stammt ursprünglich vom Deutschen Sparkassenverlag, erlangte aber in Österreich größere Popularität als in Deutschland.
Der österreichische Sparkassenverband empfahl 1956 allen Sparkassen, den Sparefroh in den Mittelpunkt ihrer Sparwerbung zu stellen, vor allem zum Weltspartag. Die Zentralsparkasse entwickelte rund um den Sparefroh eine umfangreiche Werbekampagne mit Plakaten, Briefen, Malkarten, Lesezeichen, Bastelbögen, Anhängern und mehr.
Auch eine regelmäßig erscheinende Jugendzeitung trug seinen Namen: "Hallo Sparefroh" wurde vom Unterrichtsministerium als offizielles Unterrichtsmittel anerkannt und erschien in den 1970er Jahren in einer Auflage von 400.000 Stück. Sie war damals die größte Jugendzeitschrift des Landes. 2005 übernahm die Erste Bank die Rechte für den Sparefroh, gab die Zeitschrift unter dem Namen "Sparefroh-Magazin" im neuen Layout heraus und hauchte der zwischenzeitlich erblassten Figur neues Leben ein.
Andere Bankverbände zogen in den kommenden Jahren mit Werbefiguren fürs Sparen nach. Beispielsweise riefen die Raiffeisen-Banken in Deutschland, Österreich, Schweiz und anderen Ländern in den 1960er Jahren die Biene Sumsi ins Leben. Mit den Werbefiguren kamen auch die traditionellen Weltspargeschenke. In den vergangenen Jahrzehnten war von klassischen Kindergeschenken wie Stofftieren, Stiften, Blöcken und Spielen bis hin zu Schlüsselanhängern und Korkenziehern für Erwachsene die Palette groß.
Seine Hochphase erreichte der Weltspartag in den 1970er Jahren, die Bedeutung nahm jedoch in den vergangenen Jahrzehnten vor dem Hintergrund von Finanz- und später CoV-Krise sowie der zunehmenden Digitalisierung des Bankwesens und der starken Ausdünnung des Filialnetzes ab. In vielen Ländern, die an der Gründung beteiligt waren, ist er kaum mehr existent, in Österreich wird der Tag dagegen nach wie vor begangen – allerdings mit deutlich weniger Aufwand als früher.
Die Österreicherinnen und Österreicher sind dem Sparen immer noch sehr verbunden: In Umfragen liegen Sparprodukte regelmäßig auf Platz eins unter den Anlageprodukten. Investments in Aktien, Fonds, börsengehandelte Indexfonds (ETF) und Krypto-Assets holen aber seit einigen Jahren immer mehr auf, nicht zuletzt auch aufgrund des zunehmenden Angebots von Digitalbanken und Trading-Apps.
Die Sparquote liegt in Österreich traditionell deutlich über jener der Euro-Zone. Zwar dürfte sie Prognosen zufolge 2025 leicht zurückgehen, allerdings von hohem Niveau ausgehend: 2024 stieg sie laut Statistik Austria von 8,6 auf 11,7 Prozent. In absoluten Zahlen legten die privaten Haushalte 2024 damit in Summe rund 34 Milliarden Euro zur Seite – ein Plus von 46 Prozent gegenüber 2023 (23,3 Mrd. Euro), wie die Erste Bank schreibt. Für 80 Prozent der Befragten bleibt das Sparen außerdem "sehr" oder "ziemlich wichtig".
Gleichzeitig ist die Zufriedenheit der Menschen mit ihrem monatlich Ersparten auf einen Tiefstwert gesunken – nur 39 Prozent gaben an, mit ihrer Sparquote zufrieden zu sein. "Sparen ist in Österreich eng mit Sicherheit verbunden", sagte Erste-Bank-Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller. "Im alltäglichen Leben steigen die Preise. Das Bedürfnis, finanziell vorbereitet zu sein, wächst entsprechend."
Dass dazu aber andere Anlageformen als Sparkonten und Festgeldangebote besser geeignet wären, liegt auf der Hand: Die Zinssätze haben sich seit Ende 2023 mehr als halbiert. Der Transparenzplattform der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zufolge lag die Verzinsung in dieser Woche bei einjähriger Bindung bei 1,208 Prozent (Digitalprodukte) beziehungsweise bei 1,096 Prozent (Filialprodukte). Mehr als zwei Prozent gibt es derzeit nicht zu holen, abzüglich der Inflation von vier Prozent (Stand September) also kein gutes Geschäft.