Zeitumstellung: Winterzeit bringt bald mehr Schlaf
Ganz Österreich dreht in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder an der Uhr und das trotz jahrelanger EU-Debatte. Für viele bedeutet das einen Mini-Jetlag.
Der Oktober bringt nicht nur kühleres Wetter, sondern auch die Umstellung auf die sogenannte Normalzeit. In der Nacht von 25. auf 26. Oktober 2025 werden die Uhren auf die Winterzeit umgestellt. Konkret wird eine Stunde, von drei auf zwei Uhr, zurückgestellt. Das bedeutet zwar in der Frühe eine Stunde mehr Schlaf, aber dafür auch früher dunkle Abende.
Die halbjährliche Zeitumstellung sorgt seit Jahrzehnten für Diskussionsstoff, nicht nur in Österreich. Im Frühling, am letzten Sonntag im März, springen die Zeiger zur Sommerzeit von 2 auf 3 Uhr. Im Herbst, am letzten Sonntag im Oktober, folgt der Schritt zurück: von 3 auf 2 Uhr. Richtig heißt diese Normalzeit "Mitteleuropäische Zeit" (MEZ), im alltäglichen Sprachgebrauch wird sie oft – aber fälschlich – "Winterzeit" genannt.
Nach Versuchen 1916–1920 sowie 1940–1948 wurde die Sommerzeit 1980 in Österreich fix eingeführt. Ursprünglich war die Idee, Tageslicht besser zu nutzen und Energie zu sparen. Heute wird am Nutzen vermehrt gezweifelt. Auch etliche Studien belegen mittlerweile den geringen Einfluss. Der Effekt auf den Energieverbrauch ist tatsächlich gering, gesundheitliche Probleme von anhaltenden Schlafstörungen bis zu Müdigkeit durch die Umstellung sind dagegen weit verbreitet.
Experten sprechen sogar vom sogenannten "Mini-Jetlag". Der Körper brauche oft Tage, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Müdigkeit, Gereiztheit und Schlafprobleme sind in den ersten Tagen keine Seltenheit. Besonders Kinder und ältere Menschen plagen sich, wenn die innere Uhr durcheinandergebracht wird.
Übrigens: Die meisten digitalen Geräte – etwa Smartphones oder Computer – stellen sich automatisch um. Analoge Wanduhren, Küchen- oder Armbanduhren müssen manuell zurückgedreht werden.
Innerhalb der EU gilt die Zeitumstellung nach denselben Regeln. Jedes Land stellt im März und Oktober um. Seit Jahren gibt es aber Diskussionen um ein Ende der teils äußerst unbeliebten Praxis. Erschwert wird die Sache dadurch, dass sich einige Länder eine dauerhafte Sommerzeit wünschen, während andere die Normalzeit behalten wollen. Aber: Unterschiedliche Zeiten innerhalb der EU könnten für Chaos im Binnenmarkt sorgen.
Spaniens Premierminister Pedro Sánchez brachte zuletzt wieder Bewegung in die festgefahrene Debatte: Er kündigt an, sich 2026 für ein endgültiges Ende der Zeitumstellung in der EU einzusetzen.
Bereits 2018 hat die EU-Kommission vorgeschlagen, die halbjährliche Umstellung zu beenden. Das Parlament stimmte 2019 zu. Seither liegt der Ball bei den Mitgliedstaaten. Jedes Land soll selbst entscheiden, ob es dauerhaft Sommer- oder Normalzeit einführt. Ein gemeinsamer Beschluss im Rat fehlt bis heute. Gesundheitsargumente spielen dabei ebenso eine Rolle, wie wirtschaftliche Interessen.
Viele Österreicher wünschen sich längst Klarheit. Laut einer EU-weiten Befragung sind rund 84 Prozent der Bürger für die Abschaffung der Zeitumstellung. Solange die EU-Mitglieder aber uneins sind, bleibt uns das jährliche Uhrendrehen erhalten.
Während Europa noch streitet, haben andere Länder bereits dazu entschieden, der Sommerzeit Lebewohl zu sagen. Russland lebt seit 2014 fix mit Winterzeit, die Türkei seit 2016 fix mit Sommerzeit. Brasilien hat 2019 die Umstellung abgeschafft, Mexiko folgte 2022, mit Ausnahme einiger Grenzregionen zu den USA. Auch Staaten wie China, Indien, Japan, Südkorea, Iran, Jordanien, Uruguay oder Namibia verzichten auf die Umstellung. Heute nutzen nur noch rund 70 Staaten weltweit Sommer- und Winterzeit.