Vogelgrippe: Sorge wegen ungewöhnlich früher Welle
Die Vogelgrippe breitet sich derzeit in Europa besonders früh und in vielen Ländern aus. Etliche Länder sind betroffen, die Sorge vor großem wirtschaftlichem Schaden wächst. Zuletzt gab es 2022 eine starke Pandemie, Millionen von Nutzvögeln wurden gekeult, und die Lebensmittelpreise stiegen.
Frankreich veröffentlichte diese Woche Daten, die Besorgnis auslösten. Demnach gab es in elf Ländern zwischen August und Mitte Oktober insgesamt 56 Ausbrüche. 2024 hatte es im gleichen Zeitfenster 31 Ausbrüche in neun Ländern gegeben. Besonders Polen, der größte Geflügelproduzent der EU, Spanien und Deutschland sind betroffen.
In Belgien und Frankreich verordneten die Behörden Stallpflicht für Nutzvögel. Frankreich ist zudem der erste große Geflügelexporteur, der eine landesweite Impfkampagne eingeführt hat. Die Maßnahme soll in der Vergangenheit geholfen haben, die Krankheit einzudämmen.
Auch in Deutschland breitet sich die Vogelgrippe rasch aus: In den vergangenen 14 Tagen gab es einen "sehr schnellen Anstieg der Infektionen", sagte der deutsche Landwirtschaftsminister Alois Rainer am Freitag in Berlin. Oberste Priorität habe nun, "eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu schützen und Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft abzuwenden". An einigen Orten ordneten die Behörden eine Stallpflicht an und untersagten Geflügelmärkte.
In Deutschland stuft das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das die Tiergesundheit im Auftrag des Bundes erforscht, das Risiko für Wasservögel und Geflügel seit Wochenbeginn als hoch ein. Mehrere Bundesländer sind betroffen. In Brandenburg verendeten in den vergangenen Tagen mehr als 1.000 Kraniche an der Geflügelpest. In Großbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern mussten fast 150.000 Nutzvögel gekeult werden.
Das FLI schätzte, dass in diesem Herbst insgesamt mehr als 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten nach Geflügelpestausbrüchen in den jeweiligen Haltungen getötet und entsorgt wurden, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen.
"Viele von uns sind schwer verunsichert", sagte Georg Heitlinger, Landwirt und Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbands Baden-Württemberg. Die Halter seien zwar die fast jährliche Wiederkehr der Vogelgrippe gewohnt. "Aber dieses Mal ist es ein wirklich sehr aggressives Virus." Solch ein Fall könne schnell existenzbedrohend für Halter werden, vor allem bei Legehennen, weil sie länger im Stall stünden als Masttiere.
Bei der Vogelgrippe, auch als Geflügelpest bekannt, handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln übertragen werden kann und damit auch Geflügelhaltungen bedroht.
Eine Übertragung des Virus auf den Menschen ist zwar prinzipiell möglich, allerdings ist das Risiko für die Bevölkerung nach Angaben des FLI derzeit gering. Gleichwohl raten die Behörden, Kontakt zu kranken oder verendeten Tiere vorsorglich zu vermeiden.
Die Vogelgrippe trifft auch Tiere außerhalb Europas. Japan meldete diese Woche seinen ersten Fall in diesem Jahr. Australien vermutete, dass das Virus erstmals Tiere auf seinem Gebiet infiziert hat: Auf der Insel Heard im Indischen Ozean entdeckte ein Forscherteam Hunderte verendete Robbenjunge. Ihre Symptome deuteten darauf hin, dass sie an der Vogelgrippe gestorben sind.