SOS-Kinderdorf: Umbenennung von Straßen angedacht
Auch in Salzburg müsse man nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen SOS-Kinderdorfgründer Hermann Gmeiner über die Umbenennung von Straßennamen oder einem Kindergarten in Seekirchen (Flachgau) nachdenken, forderte Soziallandesrat Wolfgang Fürweger (FPÖ).
Ähnlich sah das auch die Kinder und Jugendanwaltschaft Salzburg. Wobei andere Maßnahmen wichtiger wären, betonte die Leiterin Johanna Fellinger: "Aus meiner Sicht als Kinder- und Jugendanwältin ist aber vorrangig wichtig, dass man sich überlegt, welche Maßnahmen und Schritte müssen gesetzt werden, damit Kinder in Systemen wie der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in anderen Bereichen sicher aufwachsen können."
Dazu gehöre laut Fellinger zum Beispiel, dass in allen Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche stationär betreut werden, unabhängige Ombudsstellen Zugang haben. "Dass diese Ombudsstellen, wie sie zum Beispiel auch die Kinder- und Jugendanwaltschaften sind, dass sie ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben für diese Tätigkeit und dass sie gesetzlich abgesichert sind", so Fellinger.
In der Stadt Salzburg wird die Stadtregierung ebenfalls über Umbenennungen eingehend beraten. Die in den Medien erhobenen Vorwürfe gegen den SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner hätten Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) zutiefst erschüttert. "Sollte sich die Tragweite der kolportierten Anschuldigungen bestätigen, sehe ich dringenden Handlungsbedarf. In einem solchen Fall ist es unsere Verantwortung, konsequent zu handeln und klare Zeichen zu setzen – aus meiner Sicht führt dann kein Weg an einer Umbenennung vorbei", sagte der Bürgermeister.
Er kündigte Gespräche mit Vertretern von SOS-Kinderdorf sowie anderen Städten und Gemeinden an, die sich ebenfalls mit der Frage von Straßen- und Parkbenennungen auseinandersetzen. Laut Auinger ist bei der Frage auch der direkte Austausch mit den Anrainern der Hermann-Gmeiner-Straße wichtig.
Der Bürgermeister der Gemeinde Seekirchen am Wallersee im Salzburger Flachgau, Konrad Pieringer (ÖVP), sagte auf Anfrage, dass er sich zur Causa nicht äußern wolle, weil er die Sachlage nicht kenne. In Seekirchen befindet sich ebenfalls ein SOS Kinderdorf in einer nach dem Gründer benannten Straße.
Die Kinder- und Jugendhilfereferenten der Bundesländer zeigten sich bei ihrem Treffen in Salzburg am Freitag jedenfalls "zutiefst betroffen" zu den zuletzt bekannten Vorwürfen. Die Konferenz "erwartet sich vollste Transparenz und Kooperation vonseiten des SOS-Kinderdorfs. Dazu gehört auch die umgehende und umfassende Bereitstellung aller für eine grundlegende Aufarbeitung notwendigen Unterlagen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Salzburgs Soziallandesrat Wolfgang Fürweger (FPÖ) ging in einer Aussendung weiter: Er forderte eine öffentliche Entschuldigung "ohne Ausflüchte und ohne PR-Formulierungen." Zweitens forderte er eine lückenlose und transparente Aufklärung. Daraus müsse ein tragfähiges Sicherheits- und Kontrollsystem entstehen, das neue Vorfälle ausschließe. Und drittens erwarte sich das Land bis Ende 2026 einen vollständigen Abschlussbericht mit klaren strukturellen Maßnahmen.