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Mutter verletzt: Sohn zurechnungsunfähig

Mutter verletzt: Sohn zurechnungsunfähig

Ein Gutachten hat jenen Jugendlichen, der zwei Obdachlose ermordet haben soll, für zurechnungsunfähig erklärt. Die Bewertung bezieht sich aber nicht auf den Mordverdacht, sondern auf einen Angriff auf die Mutter. Die Gutachten zu den Morden stehen noch aus.

Der Jugendliche soll seine Mutter im September des Vorjahres und damit deutlich nach den tödlichen Messerangriffen auf Obdachlose attackiert haben. Laut Anklage fügte er seiner Mutter durch Faustschläge und Tritte mehrere Rippenbrüche, eine Schädelprellung und Hämatome und Abschürfungen am ganzen Körper zu. Die Verhandlung wegen absichtlich schwerer Körperverletzung in dieser Causa wurde im Dezember des Vorjahres eröffnet.

Der Anwalt des Angeklagten stellte den Antrag, ein psychiatrisches Gutachten einzuholen. Wie die „Kronen Zeitung“ jetzt berichtete, kam eine Gutachterin zum Schluss, dass der Jugendliche zurechnungsunfähig sei. Der Jugendliche soll demnach "typische Anzeichen eines Psychopathen“ aufgewiesen haben, als er auf seine Mutter losging.

Aus ihrer Sicht wären die Voraussetzungen für eine Unterbringung des Jugendlichen in einem forensisch-therapeutischen Zentrum erfüllt, so die Gutachterin – sollte das Gericht zum Schluss kommen, dass der 17-Jährige seine Mutter schwer verletzt hat. Die Anklage dürfte somit in einen Antrag auf Unterbringung im so genannten Maßnahmenvollzug umgewandelt werden. Die nächste Verhandlung in dieser Causa findet am 18. Juni statt.

Der 17-Jährige wird allerdings noch in einer zweiten Causa beschuldigt. Dabei geht es um eine Mordserie im Sommer des Vorjahres. Damals wurden zwei Obdachlose im Schlaf ermordet, ein drittes Opfer überlebte. In dieser Causa stünden Gutachten noch aus, erklärte die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, Nina Bussek. Inwieweit das jetzt vorliegende Gutachten in diese zweite Causa hineinspiele, bleibe abzuwarten.

Laut Gerichtssprecher Christoph Zonsics-Kral muss ein Auftrag für ein Gutachten spezifisch für die Tat bzw. den konkreten Tatzeitraum erfolgen. Die vorliegende Expertise bezieht sich vorerst nur auf den Mitte September 2023 gegebenen psychischen Zustand des 17-Jährigen und damit nicht auf die Mordserie im Sommer.

Nach der Tötungsserie im Sommer hatte sich der 17-Jährige im Dezember gestellt. Er kam in eine Polizeiinspektion und gab die Taten zu. Ab Juli 2023 hielt der junge Mann gezielt nach den Opfern Ausschau, wie die Polizei ermittelte. Das Messer versteckte er am Knöchel und streifte vermummt durch die Nacht. Bei den Messerattacken auf die Schlafenden waren ein 56- und ein 55-Jähriger getötet worden. Eine 51-jährige Frau wurde schwer verletzt.

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